Die Hammer=Rehwü im HdjT war eine Gemeinschaftsproduktion von Karls Enkel, Wacholder, Beckert/Schulz und Jürgen Börner.
Das Berliner Liedertheater „Karls Enkel“ hat sich mit der Gruppe „Wacholder“ und den beiden Liedermachern Dieter Beckert und Karl-Heinz Schulz zusammengetan, herausgekommen ist die „Hammer-Rehwü“. Die vor Beginn laufende Tonbandmusik stimmt auf das Kommende ein: von (heute unerträglichen) Schlageraufnahmen der fünfziger Jahre bis zu Blasmusik-Adaptionen Eislerscher Kampflieder ist der Bogen gespannt.
Dann aber geht’s los! Schon der Einzug der insgesamt 14 Sänger und Musiker weckt helle Begeisterung im Saal; Kostüm und Maske, Gestus und Bewegung der Musikalkomödianten versprechen ein großes Spektakel. Voran Steffen Mensching als irrwitziger Dirigent, danach Hans-Eckardt Wenzel im Clownskostüm (die beiden „Enkel“-Chefs sind Hauptakteure des Abends), gefolgt von einem vertrottelten Operettengeneral, einem feuchtfröhlichen Seemann, einem Geiger im Einstein-Look, einer kessen „Dame“, einem Mädchen in Chaplin-Verkleidung – kurz: jeder ist in die Haut eines ganz bestimmten Typs geschlüpft und spielt diesen Typ konsequent und mit großer Spannung den ganzen Abend über durch. Jeder der Beteiligten spielt mehrere Instrumente. Diese musikalische Solidität, das Können der Spieler, ist gewissermaßen das Fundament der Revue. Und da die Leute auch noch alle singen können (übrigens ohne jedes Mikrofon, ohne Hallanlagen und andere elektronische Stützen!), hebt sich der Abend kräftig von anderen Unterhaltungen hierzulande ab.
Ich habe insgesamt 38 musikalische, pantomimische und szenische Nummern gezählt. Da mischen sich Parodien und Travestien auf verschiedene Genres der musikalischen Unterhaltung (vom alten UFA-Tonfilmschlager über die beliebte Seemannsschnulze bis zur Pseudofolklore) mit poetischen und kessen Liedern über unsere Gegenwart (Städteballaden über Weimar, Berlin, Halle-Neustadt; Liebeslieder und nachdenkliche Reflexionen). Da stehen große, aufrüttelnde politische Lieder und Szenen im Raum, dass es einem den Atem verschlägt.
…Ich kannte bereits die großartigen Literatur-Musik-Programme von „Karls Enkel“ (Erich Mühsam, Goethe, Theodor Kramer gewidmet). Dass man anspruchsvolle Themen und große politische Dimension auch in die Unterhaltung einbringen kann – ohne dass das Gaudi dabei zu kurz kommen muss -‚ zeigt nunmehr dieser Abend. Als ich den Saal verließ, meinte ein junger Mann zu seiner Freundin: „Mann, war das ein Hammer!“ .
(aus: Weltbühne 26/1983 von Jürgen Schebera)